Christoph Korn
Wuppertal
Foto: Avraham Eilat
Begründung der Jury
Der Wuppertaler Künstler Christoph Korn ist tiefsinniger und feinfühliger Archäologe menschlicher Wahrnehmungen und historisch-politischer Ereignisse. Im Medium der Audiokunst entfalten sich seine Werke meist über einen längeren Zeitraum und erfordern von den Rezipient*innen hohe Aufmerksamkeit und sensible Wahrnehmungsantennen. Seine Werke entziehen sich dem schnellen, oberflächlichen Kunstkonsum, sind zuweilen sperrig und zugleich unaufdringlich an den Nerv des Thematisierten gehend, wie die Arbeiten „Gesicht“, „Wald“ oder das geplante Projekt „Buchenwald“ verdeutlichen.
Korn initiiert und inszeniert in seinen Werken Prozesse, die auf die Betrachtenden und Zuhörenden nachhaltig wirken: Denn die subtile Wirkkraft seiner Werke stößt sukzessive individuelle Vorstellungen an und regt in der Folge zu substantiellen Reflexionen an.
Es ist ein stilles und zugleich tiefgründiges, experimentelles und konsequentes Œuvre mit konzeptuellem Ansatz, das Christoph Korn in den letzten Jahrzehnten geschaffen hat. Mit dem CityARTist 2020 wird dieses künstlerisch herausragende Werk gewürdigt.
Vita
Audio- und Medienkünstler. geb. 1965, Frankfurt a.M.
Preise, Stipendien, Förderungen (Auszug):
2019 / Prix Marulic, Distinction, für das Hörstück RIOT
2018 / Hörspielstipendium Film –und Medienstiftung NRW
2016 / Arbeitsstipendium Ein Hod (IL), Stadt Düsseldorf
2014 / Jahresarbeitsstipendium (Medienkunst) Stiftung Kunstfonds, Bonn
2011 / Stipendium des Bundes (Medienkunst), Deutsches Studienzentrum in Venedig
2008 / Phonurgia Nova Award (F), Distinction, in der Kategorie Intermedia für “series invisible” von Christoph Korn/Lasse-Marc Riek
seit 1996 / Lehraufträge in den Bereichen Kunst, Musik und Medien, zuletzt an der Kunstakademie Münster und der Robert Schumann Musikhochschule Düsseldorf
seit 2000 / kuratorische Tätigkeiten, z.B. beim „pol-Festival“, Festival „ROT“ für aktuelle Musik, Reihe ZWEI in Düsseldorf
seit 2002 / Installationen, Einzel- und Gruppenausstellungen und Live-Performances u.a. in Wuppertal, Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Porto, Lissabon, Israel, Sao Paulo und Rio de Janeiro
Letzte Ausstellungen (Auszug):
2018 / Radiophonic Spaces, Gruppenausstellung, Tinguely Museum, Basel and Haus der Kulturen der Welt, Berlin
2017 / Paroikein, Einzelausstellung, Oktogon, Wuppertal
2017 / BLANK PLAYS DUDEN, Oliver Augst, Rüdiger Carl, Christoph Korn, Gruppenausstellung, Museum of Contemporary Art, Lissone (IT)
2016 / Kairos, Einzelausstellung, Janco Dada Museum, Israel
Löschgedichte (2019)
Ein Satz (hier ein Fragment aus Ilse Aichinger) wird 12 Mal wiederholt. Über Zufallsoperationen ermittelt werden sukzessive einzelne Buchstaben gelöscht. Die Löschgedichte werden langsam Wort für Wort und Phonem für Phonem, mit Zartheit gelesen. Die sukzessiv entstehenden weißen Flächen werden jeweils als Stille gehalten.
© Christoph Korn
Gesicht (vormals Austerlitz Duplikat, 2009 - 2013)
Film, Dauer: 12 Stunden
Unter Verwendung des NS-Propagandafilms “Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet” von 1944. Courtesy of “Bundesarchiv/Filmarchiv”
Produktion: C.R.I.M., Museum für zeitgenössische Kunst Serralves, Porto (PT)
Hier: Film still: (“… der Andere, der sich durch das Gesicht offenbart…”, Emmanuel Lévinas)
UA: Museum für zeitgenössische Kunst Serralves 2009 Porto (PT)
© Christoph Korn
Pneuma (2014)
Video in 7 Teilen, Dauer: 40 Minuten
Im auf der linken Seite befindlichen Video hört man eine Person einzelne Körperteile aufsagen (Kopf, Auge, Mund, Gesicht, Hals, Arm, Hand, Finger, Brust, Rücken, Bein, Fuß).
Daran anschließend wurde die Tonspur dieses Videos in den Aufnahmeraum zurückgespielt und die Person gebeten, der Tonspur mit geschlossenen Augen zuzuhören (rechtes Video).
© Christoph Korn